Können Reporterinnen und Reporter tatsächlich einfach das dokumentieren, was sie sehen und erleben? Oder unterliegen sie als Schreibende oder Fotografierende nicht unwillkürlich erzählerischen, respektive bildlichen Traditionen aus dem Bereich der Fiktion und der Kunst? Enthalten Reportagen nicht immer Elemente des Abenteuerromans, während die Kriegsfotografie an Schlachtenmalerei oder Bilder aus Actionfilmen anknüpft?
Diesen Fragen stellen sich die Schriftstellerin Gabriele Riedle und der Fotograf Thomas Dworzak in ihrer Arbeit auf je unterschiedliche Weise. Vom Spannungsverhältnis zwischen Fiktion und Dokumentation wissen sie durch langjährige Erfahrung zu berichten.
Riedles neuer Roman In Dschungeln. In Wüsten. Im Krieg. erzählt von den Erfahrungen einer Reporterin und eines Kriegsfotografen (eine an den in Libyen getöteten Magnum-Fotografen Tim Hetherington angelehnte Figur) in Afghanistan, in den Dschungeln von Papua-Neuguinea, in Libyen und Liberia. Dabei reflektiert sie die Zwänge und die Traditionen dieser Arbeit, in den Erzählstrom fließen Elemente aus der Literaturgeschichte und der Unterhaltungsindustrie der Gegenwart.
Der Roman ist im Frühjahr 2022 in der Anderen Bibliothek erschienen. Riedle ist selbst seit vielen Jahren als Reporterin unterwegs.
Thomas Dworzak, einer der berühmtesten Kriegsfotografen der Welt und bis vor Kurzem Präsident der Fotoagentur Magnum, kontrastiert seine Bilder aus Kriegsgebieten mit Material aus Fernsehserien oder aus dem Spielfilmgenre. In seinem Fotoband M*A*S*H* I*R*A*Q* zeigt er Filmstills aus der US-Fernsehserie „M*A*S*H“ neben eigenen Aufnahmen aus dem Irak. In seinem neuen Buch Khidi – The Bridge (Edition Magnum Photos, Paris) erscheinen seine Fotos aus Afghanistan, dem Irak und dem Kaukasus als Standbilder für eine fiktives Drehbuch für einen fiktiven Spielfilm.
Diese Arbeiten sind im Foyer des Theaters in einer Ausstellung zu sehen.
Wann: Mittwoch, 31. August 2022, 19.30 Uhr
Wo: TAK Theater in Kreuzberg, Prinzenstraße 85 E/F, 10969 Berlin
Livestream auf Youtube (
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Moderation: Lothar Müller
Eintritt: 3€