Ein guter Start für das Buch von Grete De Francesco: Am Samstag erschien im Feuilleton der FAZ eine ausführliche Rezension von Peter Rawert, über die wir uns sehr freuen.
Über De Francescos historisches Werk zur Scharlatanerie schreibt er:
"Nach Art einer phänomenologisch arbeitenden Soziologin formt sie deren Charakterzüge und Verhaltensweisen zu einem überzeitlichen Typus: zum Scharlatan als Inbegriff des Fälschers, welcher der Wahrheit, dem Wissen und den Worten den Echtheitsgehalt raubt und so die Leichtgläubigen – seine Opfer – verführt. Zu politischen Bewegungen und ihren Anführern schweigt die Autorin konsequent. Doch besteht kein Zweifel daran, dass das, was für sie der normative Kern von Scharlatanerie ist, für Scharlatane aller Fakultäten gilt, auch die politischen."
Peter Rawert zieht die Parallelen der historischen Scharlatane zu den heutigen:
"Aus Gold werden dann Bitcoins und Derivate, aus dem arkanen Wissen der Logenbrüder die Produkte der modernen Esoterikbranche, aus dem Perpetuum mobile die »Freie Energie«, aus der Erlösung von der Armut das bedingungslose Grundeinkommen und soziale Gerechtigkeit, aus den Wohltaten für die Armen die Brosamen aus der Hand von Gemeinnützigkeitsfunktionären, aus Theriak werden Globuli, aus schlicht erfundenen akademischen Weihen werden Titel, deren Verleihung auf Copy-and-paste-Plagiaten beruht, aus plötzlich auftretenden Pandemien werden die klandestinen Vernichtungspläne internationaler Eliten, und aus der Wahrheit werden »alternative Fakten«, die sich nicht mehr bloß von Mund zu Mund verbreiten, sondern in Echtzeit durch die sozialen Netzwerke des World Wide Web rauschen."
Erschienen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 23. Januar 2021