Mit Der fremde Ferdinand können wir den Lebensweg des unbekannten Grimm-Bruders nachverfolgen und in seine Sammlung von Sagen und Märchen abtauchen.
Ferdinand Grimm ist in der Familiengeschichte unter den sechs Geschwistern verloren gegangen und im Schatten der anderen Brüder fast unbekannt geblieben. Sein »verkehrtes Leben« bis zu seinem Tod am 6. Januar 1845 in der Bibliotheksstadt Wolfenbüttel, elend und verlassen, blieb lange Zeit ein Rätsel – dabei hätte die aufmerksame Lektüre seiner wunderbaren Briefe die lange verleugnete Homosexualität längst entziffern können, derentwegen er von seinen Brüdern geächtet wurde.
Erst noch zu entdecken ist vor allem der Autor, Sammler, Herausgeber und Literaturkenner Ferdinand Grimm. Er griff nicht nur seinen Brüdern unter die Arme und lieferte ihnen Märchen und Sagen, die ihm bei seinen ausgedehnten Wanderungen durch Deutschland erzählt wurden, sondern er veröffentlichte drei eigene umfangreiche Anthologien unter verschiedenen Pseudonymen; zudem arbeitete er an der Ausgabe von Heinrich von Kleists nachgelassenen Schriften mit.
So ist ein immenser und weitgehend unbekannter literarischer Schatz entstanden, aus dem Heiner Boehncke und Hans Sarkowicz schöpfen konnten, um dem vergessenen und verdrängten Ferdinand späte Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.