"Das ist wieder eine unmittelbare Reise in zentrale Kapitel der russischen Geschichte, eine sehr intime Innenschau, der Titel "Zeugen der Zeit" deutet es an. Es ist auch eindringlich dank der besonderen literarischen Mittel, die man schon vom Vorgängerwerk Ossorgins kennt. [...] Es gelingt ihm tatsächlich wie in einem Brennglas die politische, gesellschaftliche Situation der Menschen individuell zu machen, unmittelbar an die Figuren zu führen. In einer Montagetechnik wie im Film, mit Schlaglichtern, Perspektivwechseln, einem Mosaik an Szenen."
Olga Hochweis, Deutschlandradio Kultur - Lesart, 12.12.2016
"2015 brachte die Andere Bibliothek den grossartigen Revolutionsroman 'Eine Strasse in Moskau' von Michail Ossorgin (1878–1942) heraus, trefflich übersetzt und kommentiert von Ursula Keller. (…) Auch wenn die beiden Romane nicht ganz an das Meisterwerk 'Eine Strasse in Moskau' heranreichen – die Bestseller der Saison überragen sie allemal."
NZZ am Sonntag, 01.01.2017
"Ossorgin vereint in seinen mal gewaltigen und mitreißenden, dann wieder ganz zarten, kontemplativen Beschreibungen eine Verbundenheit mit der Natur, in der noch der kleinste Teil dem Ganzen nicht fehlen darf, mit einer Zerrissenheit und Entfremdung, die ein ewig idealistisches Streben nach dem Vergangenen oder verloren Geglaubten nach sich zieht."
Tobias Schwartz, Tagesspiegel, 13.03.2017
"Im Epos «Eine Strasse in Moskau» blickt der hervorragende Stilist aus dem französischen Exil auf Moskau zurück, in dem die «alte Knechtschaft» im Zarenreich gegen jene der Bolschewisten eingetauscht wurde. In «Zeugen der Zeit» erfahren wir, wie eine russische Terroristenzelle sich organisiert, was sie denkt, wie sie handelt – ein Gruppenporträt von seltener Genauigkeit."
Erika Achermann, St. Galler Tagblatt, 15.3.2017
"Mit analytischer Schärfe blickt der Autor auf die oft zufälligen Wege der jungen Menschen in den Terror – sie sind verzweifelt auf der Suche nach Zugehörigkeit und Anerkennung, auch um den Preis des eigenen Lebens. Die Brisanz seiner Beobachtungen liegt auf der Hand. Sie machen die „Zeugen der Zeit“ zu einem bestürzend aktuellen Stück Literatur. Im 100. Jahr nach der Oktoberrevolution verweist der Roman überdies auf die tektonischen Erschütterungen, die diesem Jahrhundertereignis vorausgegangen sind."
Brigitte van Kann, SR2 Kulturradio - BücherLese, 12.04.2017
"Ossorgin gelingt es, sowohl die von Extremen gekennzeichnete Biographie seiner Hauptfigur literarisch überzeugend darzustellen und zugleich auch ein Sittengemälde Russlands jener Zeit zu entwerfen."
Jörg Konrad, KultKomplott, 08.07.2017
"Ossorgins detailreicher, packender und leicht zu lesender Doppelroman entspricht mit kurzen Einzelszenen und wechselnder Perspektive formal dem Erstling von 1929. Er zeugt von der großen Vertrautheit des Autors mit den Techniken der Terrorszene im zaristischen Rußland und ist in seiner grundlegenden Frage, inwieweit Terror als probates Mittel des politischen Umsturzes zu billigen ist, hochaktuell. (...) Der Doppelroman, brillant von Ursula Keller übersetzt bietet reichhaltigen Stoff für eine filmische Adaption.“
Wolfgang Schriek, Magazin Wostok, Ausgabe 2-2017
„Michail Ossorgin, der hier eine Art distanziertes und sich distanzierendes Zeugnis ablegt (er selbst gehörte in jungen Jahren zu den Sozialrevolutionären), schreibt eine Geschichtschronik. Alle wichtigen Gestalten haben reale Vorbilder, die Ereignisse haben tatsächlich stattgefunden. Er hat alles in eine ungeheuer spannende Romanform gegossen. (…) Ein Wort sollte zur Ausgabe noch gesagt werden. Die beiden Herausgeberinnen haben, vor allem mit den historischen Hintergrundinformationen, Großartiges geleistet.“
Sabine Neubert, neues deutschland, 05.10.2017
"Ossorgin bewältigt sein episches Material mit geschickten Kunstgriffen, die er auch in seinen Reportagen und Erzählungen anwendet: Er wechselt immer wieder zwischen distanzierter Schilderung und szenischer Darstellung."
Ulrich M. Schmid, Neue Zürcher Zeitung, 08.11.2017