„Natur und Garten, Rousseau und Epikur, das schließt einander ja eigentlich aus, denn der Garten ist eben nicht schlechthin Natur, sondern Natur, die gezwungen wurde. Aber Wert und Reiz dieser 59 Episteln mit Titeln wie "Über einen Rosenstrauch", "Die Farben" oder "Nach dem Regen" liegt darin, dass sie diesen Widerspruch durch den inständigen Blick der Liebe versöhnen, so wie auch der Verfasser selbst kraft seiner Wendung zu den kleinen Dingen aus dem ursprünglichen Zwang in eine freie Lebenswahl gefunden hat. Auch das im Winzigen dennoch Schreckliche fasziniert ihn, nicht nur als ästhetisches, sondern auch als moralisches Schauspiel wie im Theater, etwa wenn eine Goldwespe die Bruthöhle einer Erdbiene zu parasitieren versucht…“ Burkhard Müller, Süddeutsche Zeitung, 24.08.2020
"„Die Reise um meinen Garten. Ein Roman in Briefen“ (wird) während dieses Sommers als Quarantäne–Lektüre empfohlen, dieses 175 Jahre alte Buch eines daheimgebliebenen Franzosen, der uns mit den eigenen Balkonpflanzen versöhnt, weil er auf 440 ausgeruhten Seiten zeigt, dass wir vor unserer Haustür die komplette Welt im Allerkleinsten finden – wenn wir uns die Muße gönnen, achtsam hinzuschauen." Jan Drees, Lesen mit Links, 18.08.2020
„Dieses Buch ist ein Prachtband der Bescheidenheit. Nicht nur, weil es die Andere Bibliothek in gewohnt luxuriöser Ausstattung herausbringt, sondern auch, weil es zeigen will, wie schillernd das Kleine sein kann. «Reise um meinen Garten» ist eine Weltflucht in die Welt der Bäume, Sträucher, Vögel und Insekten. Zu den Zaunkönigen und Goldwespen. Zum Mohn und zu den Lilien. Der Erzähler liegt in seinem Garten einige Zeit auf dem Rücken und schaut hinauf in den Himmel und in die Bäume. Dann dreht er sich um und sieht die Gräser und Käfer. Sonst geschieht nicht viel in einem Buch, das vor allem beschreiben will. Das allerdings kann es in außerordentlicher Exaktheit. Moose werden in dieser Nahperspektive zu Wäldern und die darin herumwandernden Insekten groß wie Hirsche…“. Paul Jandl, NZZ, 03.07.2020
"Ein Roman von 1845 als Buch der Stunde? Und ob! Alphonse Karr hat damals eine Reise durch seinen Garten unternommen. Seine 59 Briefe darüber, aus denen sich der üppig illustrierte Roman zusammensetzt, sind eine berauschende Sommerlektüre – nicht nur für all jene, die in diesem Jahr auf Ferien in der Ferne verzichten. Nach seinem Tod wurden nach Karr eine Birnensorte und ein Bambus benannt – vollends verdient!" Lesart, Deutschlandfunk Kultur, Juli 2020.
„Mit Wonne zuhause bleiben - dieser Briefroman von 1845 feiert die Wunder und Dramen, die gleich an der Haustür beginnen. Ein halbes Jahrhundert vorher war das Genre der Zimmerreisen erfunden worden, und Alphonse Karr macht jetzt einfach draußen weiter, sehr bewandert in Fragen der Fauna und Flora und gerne auch mit Seitenhieb auf Angeber-Weltreisen und blinde Wissenschaft. Augen auf - mordlustige Spinnen! Magischer Knoblauch! Unglaubliche Gallwespen! Invasion der Blattläuse! Herrschaft des Zaunkönigs!“ Judith Heitkamp, BR, 11.06.2020