Lotte meine Lotte. Die Briefe von Goethe an Charlotte von Stein
In zwei Bänden, mit einer Kommentierung und einem Nachwort bereichert von Jan Röhnert
Ein literarisches Hohelied der Liebe und doch kaum gelesen: Goethes Briefe an Charlotte von Stein zwischen 1776 und 1786.
Am Anfang steht eine Silhouette, ein Schattenriss, den Goethe von der Baronesse, Hofdame und Freundin der Herzogin Anna Amalia sah. Am 11. November 1775, soeben am Weimarer Musenhof eingetroffen, trifft der 26-jährige berühmte Autor des Werther auf die sieben Jahre ältere Charlotte von Stein – verheiratet mit dem herzoglichen Stallmeister.
Die Sprache der Liebe in unendlichen Variationen wird neu erfunden, auf über 1700 »Zettelgen«. Billette, Botschaften, Beteuerungen lesen wir, die von einer für Goethe wohl unvergleichlichen Liebe erzählen, die zugleich doch nichts ist ohne Sprache, seine Sprache – »immer frisch auf Traumglück auszugehen«.
Charlotte von Stein forderte alle ihre Briefe später zurück und verbrannte sie - zum ewigen Leid aller Biografen. Nur Goethes Korrespondenz ist überliefert. Aus ihr entwickelt sich, immer auch als Gesprächsfortsetzung gegenüber einer eher zurückhaltenden Charlotte von Stein und bei allen spannungsvollen Verstimmungen und Enttäuschungen, ein ganz eigener leidenschaftlicher Liebesroman; er begleitet Goethes Arbeit an Egmont, an Iphigenie und an Tasso.
Goethes zärtlich verliebte Mitteilungen, unmittelbarste Spiegelungen seiner Weimarer Dekade zwischen Literatur, Diplomatie und den naturwissenschaftlichen Interessen, erleichtern ihm ein Weiterleben jenseits des höfischen Pflichtprogramms in der immer enger werdenden thüringischen Provinz. Charlotte ermöglicht ihm die Literatur.
Mit Goethes Liebesverrat, seinem geheimen Aufbruch zunächst nach Karlsbad, dann nach Rom, seiner für Charlotte katastrophalen Flucht vor den Weimarer Amtspflichten, wird der Briefwechsel endgültig zum Tagebuch-Monolog der Italienreise, auf der Goethe seine ideale Geliebte, seine Liebesprojektion, seine liebe Lotte, seine Charlotte, seinen Werther in Weimar beendet.
»Wer lernt aus in der Liebe. Adieu ...«