"Keinesfalls ein „verrückter“, sondern ein ungeheuer interessanter Autor ist Wezel, (…). Als Herrschaftskritiker und satirischer Realist, als Anthropologe und Psychologe eine der „biografisch wie intellektuell schillerndsten Figuren der Zeit“, wie Wolfgang Hörner sagt. In der Tat: Man hört und staunt. Ein Zeitgenosse aus dem 18. Jahrhundert." Christian Eger, Mitteldeutsche Zeitung, 18.11.2019
„Wenn er in "Belphegor" (1776) die Welt in Grund und Boden hasst, lässt er sie im nachfolgenden Staats-, Bildungs- und zum Glück auch Liebesroman "Herrmann und Ulrike" nicht bloß gelten, sondern bildet sie mit einer soziologischen Genauigkeit ab, für die sich seine Zeitgenossen zu gut sind. Ein Jahrzehnt vor der Französischen Revolution hat Wezel, der einsame Aufklärer, die Prosa der Verhältnisse dem Lachen seines zu Lebzeiten gar nicht kleinen Publikums preisgegeben. (…)
Johann Karl Wezel, selbst erhobener Gott, Existenzphilosoph, Genie, Wahnsinniger und Autor des einzigen Rokokoromans der deutschen Literatur.“
Willi Winkler, Süddeutsche Zeitung, 09.10.2019
"Klassiker werden ist nicht leicht – Klassiker bleiben und das nicht nur zur Lebenszeit hienieden, sondern auch nach dem Tod, das ist zuweilen sehr schwer. Viele werden vergessen und bleiben es auf immer und ewig. Nicht so Johann Karl Wezel. Der wilde, ungebärdige Zeitgenosse von Wieland, Goethe und Schiller war schon zu Lebzeiten berühmt und etwas später, ebenfalls zu Lebzeiten, bereits wieder vergessen. Nur blieb er es nicht. Als ungemein produktiver Schriftsteller, Verleger, Forscher, Sonderling und noch so manches mehr wurde und wird er alle paar Jahrzehnte wiederentdeckt. Die sicher nicht letzte, aber jüngste Ausgrabung gilt einem einst sehr erfolgreichen Wezel-Werk: Die Andere Bibliothek präsentiert den monumentalen Roman „Herrmann und Ulrike“ aus dem Jahr 1780 als Trouvaille, preist ihn als „Glanzstück des deutschen Bildungsromans“, als „weites Panorama des ausgehenden 18. Jahrhunderts in Deutschland (...), einschließlich lebendiger Beschreibungen der damaligen Metropolen.“ Es ist der hundert-xte Auftritt des Johann Karl Wezel aus der Kulisse als lange zu Unrecht übersehener literarischer Schatz." Jörg Plath, Deutschlandfunk Kultur, 13.09.2019
"Die Wiederentdeckung eines Meisterwerks.(...)
Im Vergleich mit Autoren wie Wieland, die das Arabeske und Ziselierte lieben und mit ihrem Hang zum ironisch Anakreontischen einen Stil der anmutigen Uneigentlichkeit pflegen, ist Wezels Sprache markig, kräftig, direkt. Der Autor scheut das Drastische nicht; er sucht es geradezu mit grimmigem Vergnügen.
Mit scharfem Blick fürs Unzulängliche, Komische und Groteske gestaltet er seine Haupt- und Nebenfiguren.(...) Wieland hatte guten Grund, Wezels «Herrmann und Ulrike» als «den besten deutschen Roman, der mir jemals vor Augen gekommen», zu bezeichnen. Uns sind seither glücklicherweise etliche beste Romane begegnet. Doch «Herrmann und Ulrike» zählt neben Goethes «Wilhelm Meister», Wielands «Agathon» und dem «Anton Reiser» von Karl Philipp Moritz zu den grossen Bildungsromanen der deutschen Literatur." Manfred Papst, NZZ, 10.08.2019.
"Mit sprachlichen Purzelbäumen erheitert der 1780 erschienene Roman "Herrmann und Ulrike" von Johann Karl Wezel (1747 bis 1819) seine Leser immer wieder. Proben finden sich zuhauf auch aus der Kanzleisprache, der Fachsprache der gelehrten Juristen, der Studentensprache und dem Deutsch der Kaufleute – und nicht zuletzt aus dem empfindsamen Gesäusel der Verliebten in den zahlreichen Briefen, durch welche die Handlung vorankommt." Hans-Albrecht Koch, FAZ, 10.08.2019.
"Wollte Wezel im „Belphegor“ die Menschheit von ihrer schwärzesten Seite zeigen, zielt er in „Herrmann und Ulrike“ darauf, ihre guten Seiten zu betonen. (...) Aber Wezel wäre nicht der Satiriker als der er zu Recht gilt, wenn es in seinem Roman nicht auch Ironie, Spott und ordentlich Seitenhiebe gäbe – und zwar in alle Richtungen, durch alle Schichten, auf Provinzpolitiker, Fürsten, Väter und andere. Der Untertitel lautet nicht zu Unrecht „Ein komischer Roman“. Tobias Schwartz, Tagesspiegel, 16.07.2019
„"Herrmann und Ulrike" ist ein großer Lesespaß, eine Mischung aus Liebesroman, Schelmenroman und Entwicklungsroman. Ein Buch, das den Leser – sofern er ein bisschen Geduld und Aufgeschlossenheit mitbringt – von der ersten bis zur letzten Seite prächtig unterhält. Also immerhin achthundert Seiten lang." Steffen Jacobs, rbbKultur, 28.06.2019
"»Herrmann und Ulrike«, sagt Herausgeber Wolfgang Hörner in seinem informativen Dossier am Schluss des Buches, ist ein Roman der Sonderklasse, »wirklich der beste realistische Roman des 18. Jahrhunderts«, was schon Wieland wusste, eine große, freche, böse, komische Erzählung mit genauem, drastischem, auch karikierendem Blick auf die gesellschaftlichen Gegebenheiten, auf Dünkel und Borniertheit auf der einen und bittere Armut auf der anderen Seite. Das figurenreiche Buch, das eine ganze Gesellschaft vorführt, hat Längen, ist aber auch von verblüffender Frische, ein starkes, amüsantes Stück Literatur." Klaus Bellin, Neues Deutschland, 2.5.2019
"Sehr witzig, sehr bösartig gleichzeitig, und trotzdem treffend. Großes Panorama Deutschlands im 18. Jahrhundert, wie es es sonst in der deutschen Romankunst nicht gibt." Wolfgang Hörner, Radio eins, 7.4.2019
"Es ist ein Gesellschaftspanorama, das ein grotesk-korruptes Kleinfürstentum porträtiert - und die Befreiung aus ihm als Mischung aus Bildungs- und Schelmenroman". Die Welt, 30.03.2019
"Vor 200 Jahren geboren, aus einfachsten Verhältnissen stammend, wurde Johann Karl Wezel zu einem vielfach verehrten Schriftsteller. Er schilderte keine Helden, sondern erzählte von einfachen Menschen, Betrug und Verrat. (...) „Hermann und Ulrike“. Da verlieben sich zwei, auch so ein Emporkömmling aus ganz einfachen Verhältnissen, praktisch wie er, und wenn man liest, findet man diesen bizarren Hof von Sondershausen, auf dem er aufgewachsen ist, in diesem Buch ganz wunderbar lustig, gemein, hinterhältig, karikiert."
Wolfgang Hörner über den Autor J. K. Wezel, im Interview mit Frank Meyer am 28.1.2019 auf Deutschlandfunk Kultur: Der ehrwürdigste Gott- und Menschenhasser