"Kulbak lebte in Weißrussland, auch einige Jahre in Berlin. Er verbindet hier in seinem Hauptwerk ost- und westeuropäische Erzähltraditionen in meisterhafter Weise. (...) Kulbak liefert mit wenigen Strichen große Panoramen. Er verlebendigt eine Epoche, die zwischen Tradition und Moderne, Asien und Europa, zerrissen wird. Sein Roman über eine Familie mit vielen seltsamen, gewöhnlichen, eigenwilligen Mitgliedern ist ein Klassiker der jiddischen Literatur, der noch heute mit großem Vergnügen zu lesen ist. Die Herausgeber der Anderen Bibliothek haben wieder mal erstklassige Arbeit geleistet."
Mario Scalla, hr2-kultur, 17.01.2018
"Radio, Strom, Weltkrieg, Oktoberrevolution: Mit Macht bricht die Moderne ein in die traditionelle Welt einer jüdischen Großfamilie in Minsk, die sich im Konflikt zwischen Modernisierungsverweigerung und Fortschrittsglauben behaupten muss. "Die Selmenianer" von Moische Kulbak ist ein tragik-komisches Epochenpanorama."
Uli Hufen, Deutschlandfunk – Büchermarkt, 10.04.2018
"Er schildert anhand einer kleinen Siedlung und ihrer Bewohner soziale Wirklichkeit – mit Humor, Wärme und Anspielungen auf Heine, Shakespeare, Babel und Tschechow. (...) Heute liest man den Roman als historisches Zeugnis und als kraftvollen, poetischen Abschied von einer Welt, deren Untergang dem Autor schon schmerzhaft bewusst war."
Carsten Hueck, Deutschlandfunk Kultur, 04.01.2018
"In der sehr guten Übersetzung von Niki Graça und Esther Alexander-Ihme bringt Die Andere Bibliothek jetzt "Die Selmenianer" von Moische Kulbak heraus. In der jungen Sowjetunion war er einer der großen Modernisten der jiddischen Literatur und zugleich einer letzten. (...) Das Ende des sowjetischen Judentums erzählt er in einer allegorischen Familiengeschichte. (...) Wie alle Bände der Reihe sind auch "Die Selmenianer" sehr großzügig ausgestattet, und Susanne Klingenstein hat ein vorzügliches Nachwort geschrieben."
Jakob Hessing, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.02.2018
"Ein zauberhafter Roman. Und ein Stück Weltliteratur – fast vergessen, aber zum Glück wiederentdeckt."
Moses Fendel, WDR 3 - Mosaik, 13.02.2018
"In Moishe Kulbaks zweibändigem Roman „Die Selmenianer“, 1931 und 1935 erstmals in Minsk erschienen, geht es um den riesigen jüdischen Clan der Selmenianer auf dem Rebsehof Anfang des letzten Jahrhunderts. Aber keine noch so redliche Inhaltsangabe könnte mit dem Witz, der Pointiertheit, dem ästhetischen und historischem Reichtum, der einem hier auf 400 Seiten entgegenfunkelt, mithalten."
Janika Gelinek, Literaturport.de - Buchempfehlung der Woche, 24-2018
"Ein zentrales Werk der jiddischen Literatur kann man jetzt neu entdecken – und damit eine von der Neuzeit bedrohte und untergegangene Welt: Der Weißrusse Moische Kulbak schildert in „Die Selmenianer“ den jüdischen Alltag einer jüdischen Großfamilie vor, während und nach der russischen Revolution. (...) Die Geschichte der sich über mehrere Generationen in einem umfänglichen Gebäudekomplex immer weiter verzweigenden Familie des Stammvaters Reb Selmele – eben die Selmenianer auf ihrem Rebsehof – erzählt in liebevoll-ironischem Ton von Menschen zwischen Beharren und Fortschritt, zwischen Gestern und Heute. (...) Man folgt Kulbaks Erzählung deshalb so gerne, weil es ihr gelingt, mit wenigen Strichen eine üppige Welt zu zeichnen, bewohnt von einer Schar überaus liebenswerter Leute."
Christian Muggenthaler, Landshuter Zeitung/Straubinger Tagblatt, 27.01.2018
"Melancholie, Trauer spricht aus den Sätzen Moische Kulbaks. Gegenüber dem jungen revolutionären Russland wirkt die jüdische Tradition, die am Rebsehof gelebt wurde, wie ein „alter Teich“. Das revolutionäre Russland – und erst recht Stalin! – wird die Welt der Selmenianer zerstören. Und doch gibt es da den „goldenen Karpfen“ – fast ein Märchentier, das bezeugt, dass die jüdische Gemeinschaft am Rebsehof einst mit Witz, Ironie und auch Schrulligkeit den Alltag bewältigte. Moische Kulbaks Roman „Die Selmenianer“ ist daher ein literarisch wie zeitgeschichtlich wichtiges Dokument. Es erzählt von einem jüdischen Leben, das aus Sicht der russischen Revolutionäre nicht mehr „zeitgemäß“ war und daher mit diktatorischer Gewalt zum Verstummen gebracht wurde."
Andres Trojan, Bayern 2 - Diwan, 13.05.2018
"Kulbak hatte mit der schnoddrig-expressionistischen Chronik seiner "Selmenianer" das eigene Todesurteil verfasst. Dieser Stilbruch, diese Aufrichtigkeit eines Kommunisten, der die wehrlose Humanität und Verschrobenheit "seiner Leute" nicht auf dem Altar der gleichmachenden Ideologie opfern wollte, spricht vom hohen Rang und Mut dieses Romans."
Dirk Schümer, DIE WELT, 24.02.2018
"Aus all dem Schrecken ragt „Die Selmenianer“ wie ein literarisches Wunder scheinbar unversehrt hervor. (...) Die überfällige Erstübersetzung erschließt mit Moische Kulbak einen faszinierenden Vertreter der sowjetisch-jiddischen Postmoderne endlich dem deutschsprachigen Publikum."
Onlinemagazin OsTraum, 24.01.2018
"Kulbak hat einen Humor, der seinesgleichen sucht. Eher naiv muten seine Texte anfangs oft an, bis die Sprache sich vollends verzweigt, ausdehnt und zum großen Lesegenuss wird. (...) "Die Selmenianer" ist natürlich auch äußerlich wieder ein kleines Kunstwerk. Das nachtblaue Vorsatzblatt, das feine Papier, fadengeheftet und die kleinen Zeichnungen am Anfang und Ende des Buches, welches der Berliner Illustrator Christian Gralingen gestaltet hat, sind Augenschmaus."
Marina Büttner, Blog literaturleuchtet, 06.02.2018
"Die Übersetzung von Niki Graça und Esther Alexander-Ihme kann man gar nicht genug loben. Sie bringen sowohl Kulbaks Sinn für das Groteske bravourös zur Geltung als auch seine poetische Ader."
Judith Leister, SR 2 – Bücherlese, 11.04.2018
"Wie schon in seinem Roman "Montag" setzt Kulbak sich auch hier mit den Folgen der Russischen Revolution für die jüdische Bevölkerung in Russland auseinander. Die ursprünglich als Fortsetzungsroman in einer Zeitung erschienenen Episoden fügen sich zu einem detailreichen, farbenprächtigen Kaleidoskop der Lebenswelt des osteuropäischen Judentums - und zur einer Chronik von dessen Untergang."
Dorothea Trottenberg, ekz.bibliotheksservice, 2018/08
"Kulbak beschreibt in Form eines modifizierten jiddischen Schtetlromans den Zusammenstoß traditioneller jüdischer Lebensweise mit Geist und Ungeist der neuen Zeit. Die Selmenianer bewohnen eine kleine Siedlung. Kulbak schildert soziale Wirklichkeit – Veränderungen gegenüber aufgeschlossen, doch im Vertrauen auf die Poesie, mit Humor, Wärme und Anspielungen auf Heine, Shakespeare, Babel und Tschechow."
Carsen Hueck, Ö1 vom ORF - Ex libris, 01.07.2018
"Die neuen deutschsprachigen Ausgaben sind eine späte Rehabilitierung eines Dichters, der dem Expressionismus eine mystische Note verlieh, dem Sowjetrealismus eine expressionistische Dimension abgewann – und dabei doch der jiddischen Erzähltradition verhaftet blieb."
Stefana Sabin, Neue Zürcher Zeitung, 11.09.2018
"Moische Kulbak erzählt vergnüglich, anrührend, wehmütig und auch spöttisch die Geschichte einer Familie im Spannungsfeld zwischen jüdischer Tradition und „Sowjetmacht plus Elektrifizierung“, wie Lenin das kommunistische Experiment nannte. Der Roman Die Selmenianer lässt eine vergangene und vernichtete Welt vor unserem geistigen Auge auferstehen: ein buntes Panorama in klassischer jiddischer Erzähltradition – ein Lesevergnügen."
Jim Tobias, HaGalil, 10.11.2018
"Mit Witz und Komik schildert Kulbak, wie das neue Leben in die traditionelle Schtetl-Welt bricht. Er zeigt es als Generationenkonflikt. (…) Bei aller Melancholie über die Auflösung der Traditionen erzählt der erste Teil in für die Zeit typischer Weise vom Aufbau des Sozialismus und vom Konflikt zwischen Altem und Neuem. Kulbak beschreibt schnurrig die neuen Errungenschaften: die Modernisierung des Lebens mit Elektrizität, Radio, Kino, die neuen Häusern und Fabriken. Er zeigt dabei beide Seiten, die Jungen und die Alten, mit Ironie und Sympathie.“
Thomas Möbius, neues deutschland, 21.11.18