Zusammengestellt, mit Abbildungen und einem Nachwort versehen von Hans-Jürgen Lüsebrink
Es war ein vorrevolutionärer europäischer Bestseller und die erste und erschreckend aktuelle Kritik der Globalisierung: Sie stammt von Guillaume Raynal & Denis Diderot – beide feiern im Jahr 2013 ihren 300. Geburtstag.
Denis Diderot hieß der lange Zeit verborgene Mitautor: Diese erste umfassende Geschichte der europäischen Expansion nach Übersee war die erste Kritik des Kolonialismus – und wurde später aus dem Bewusstsein verdrängt.
Guillaume Raynals umfassendes und hochgespanntes Werk wurde neben Voltaires Candide und Rousseaus Nouvelle Héloïse zum größten Bucherfolg im Frankreich der Aufklärung.
Ein Netz von Informanten, das von Madrid bis Moskau und von Berlin bis Philadelphia reichte, verschaffte Raynal die nötigen Informationen.
Die politischen und philosophischen Reflexionen über die außereuropäische Welt – Ostindien, Afrika, Süd- und Nordamerika – wurde von den Zeitgenossen richtig verstanden: als eindringliche Kritik am Ancien Régime. Als Sklaven erscheinen nicht allein die von Afrika in die Karibik verschleppten Plantagenarbeiter, sondern auch die in feudalen Abhängigkeitsverhältnissen lebenden Bauern in Frankreich. Das ursprünglich 10-bändige Werk, ein Kaleidoskop über Macht und ihren Missbrauch, fiel bei Erscheinen der Zensur zum Opfer – wurde aber überall in Europa übersetzt.
Der Romanist und Raynal-Forscher Hans Jürgen Lüsebrink hat das gewaltige Werk in ein lesefreundliches Format gebracht und mit einem aktualisierten Nachwort versehen.